Melodien als Medizin: Wie Musik das psychische Wohlbefinden beeinflusst

Musik ist fest im Alltag verankert und bewegt die Welt nicht erst seit der digitalen Zeit. Musik gibt es schon immer und wird es vermutlich auch immer geben. Sie fasziniert Menschen. Musik ist ein Emotionsauslöser und beeinflusst die Gefühlslage, in positiver sowie negativer Weise. 

Musik als Stimmungsmacher – oder auch nicht

Leander studiert Sound and Music Production an der Hochschule Darmstadt. Zusätzlich zum Studium schreibt und produziert er selbst Songs. Musik ist sehr wichtig im Leben des 21-Jährigen. „Man kann sich durch Musik auf jeden Fall in bestimmte Stimmungen bringen“, sagt er. Über die heilende Wirkung von Musik wird schon seit längerem berichtet. Demnach kann Musik Schmerzen lindern, Erinnerungen wachrufen, psychische Barrieren überwinden und Kommunikation ermöglichen. Musik ist eng mit unserer Psyche verbunden. Sie löst Emotionen aus, weckt Energie und motiviert. Genauso kann sie aber auch negative Emotionen auslösen. Es kommt ganz darauf an, in welcher Stimmung man sich befindet und was für eine Art von Musik man hört. „Wenn ich zum Beispiel etwas höre, was eher einen schnellen, fröhlich klingenden Beat hat, verleiht mir das Energie. Wenn ich eine schlechte Stimmung habe, höre ich eher traurige Songs, die genau dazu passen“, sagt Leander. 

Traurige Musik = heilende Musik?

Musik ist mit signifikanten Verbesserungen der Gesundheit verbunden: körperlich und mental. Das ergab eine Studie der Universität von New South Wales in Sydney, die sich mit der Verbindung von Musik und mentaler Gesundheit beschäftigt. Vor allem das Musikhören und -machen verbessert demnach die psychische Gesundheit und steigert damit das Wohlbefinden. 

Leander hat die Musik auch schon in schlechteren Phasen seines Lebens sehr geholfen. “Musik beeinflusst meine Stimmung extrem, aber in beide Richtungen. Sowohl traurige als auch fröhliche Musik kann mir in schlechten Phasen helfen. Das kommt ganz auf die Situation an. Traurige Musik in traurigen Lebensphasen verschlechtert meine Stimmung auf jeden Fall nicht unbedingt, das kann auch etwas Heilendes haben.” 

Aber warum hilft gerade traurige Musik zum Beispiel bei Liebeskummer? Müsste das die Stimmung nicht eher verschlechtern? Theoretisch ja. Traurige Musik kann aber auch helfen, mit der Situation klarzukommen. Zwei japanische Wissenschaftler zeigten in ihrer Studie über emotionale Reaktionen durch Musik, dass Weinen positive Gefühle auslösen kann. Wenn man traurige Musik in einer schlechten Lebensphase hört, sei das für den Körper das Signal, „lass laufen” oder “lass alles raus”. Das kann für die Betroffenen ein sehr befreiendes Gefühl sein. 

Der Unterschied zwischen Musikhören und Musikmachen

Für Leander ist bei diesen Themen auch die Verbindung zum Künstler wichtig. “Ich glaube, je mehr du dich mit den Aussagen eines Künstlers in seinen Songs identifizieren kannst, desto hilfreicher ist es.“ So auch im wahrscheinlich größten Thema der Musik: der Liebe. „Wenn es in dem Song zum Beispiel um eine Trennung geht, und du erst kürzlich eine Trennung hinter dir hattest, hilft dir der Song besser mit der Situation fertig zu werden, weil dir das Problem bekannt vorkommt und du dich verstanden fühlst.“ Noch mehr helfe es ihm, wenn er selbst Songs schreibt und produziert. “Ich bin dann in einer anderen Stimmung. Wenn ich Musik höre, ist das mehr so ein passives Gefühl. Wenn ich Musik mache, hat das durch das Schreiben der Texte was Befreiendes. Man hat dadurch so eine Art Ventil.” Außerdem sei es ein gutes Gefühl, das Endprodukt zu sehen. “Vor allem, wenn ich alles selbst mache, also den Song schreibe, aufnehme und produziere, dann ist das eins der besten Gefühle, die es für mich gibt”, sagt Leander. “Aus dem Nichts so ein Produkt zu schaffen, das auch anderen in der gleichen Situation helfen kann, das ist schon ein sehr cooles Gefühl.”

Eine Kernerkenntnis der Studie von der Universität Sydney war aber auch, dass Musik sehr unterschiedlich auf Menschen wirkt. Deshalb stellt sie Musik als “Medizin” oder Therapie in Frage. Auch Leander ist sich nicht sicher, ob eine Musiktherapie wirklich wirksam sein kann. Für ihn ist eine solche Therapie zu “formal”, Musikhören sei etwas sehr persönliches. Er geht davon aus, dass es besser ist, wenn man selbst entscheidet, was man hört und wann man das hört. Fakt ist, dass Menschen, die Musik hören oder machen, grundsätzlich oft ein höheres Level an Energie haben und sich vitaler fühlen. Musik kann die mentale Gesundheit stark positiv beeinflussen und kann somit auf jeden Fall ein Mittel gegen mentale Probleme sein.


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